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KlangGestalten

Klang – nichts als Klang

KlangGestalten

Bild: Vordemberge-Gildewart

 

Klang, nichts als Klang – eine faszinierende Vorstellung. Aber ist sie nicht illusionär? Sind nicht immer der Raum, das Licht, das Wetter, die beteiligten Menschen, die soziale Situation, die eigene körperliche und psychische Befindlichkeit, die Assoziationen, kurz: die komplexen Lebenskontexte mit im Spiel und vielleicht sogar spielbestimmend?

 

Trotzdem ist eine Annäherung an den „Klang an sich“ verlockend. Animiert durch die Bildkompositionen der Konkreten Kunst und durch die aktuellen Projekte in der Region zur Reflexion der Arbeiten von Friedrich Vordemberge-Gildewart, möchte ich die bildnerischen Ideen und Ansätze in den Bereich der Musik übertragen und weiter entwickeln. Zwar ist der Begriff der Konkreten Musik bzw. der musique conrète in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts von Pierre Schaeffer schon geprägt worden, er definierte damit aber die Welt der Umweltgeräusche.

 

Im Gegensatz zu der zerklüfteten Materialität der Umweltgeräusche arbeitet dieses Projekt mit äußerst klaren, scharf umrissenen Klangbausteinen, so wie wir sie aus der Konkreten Kunst kennen:

Linien, Punkte, Flächen, Keile, Ovale, Trapeze, etc.. Diese grafischen Objekte werden in musikalische Bausteine transponiert. Der Reichtum an Farben und Formen in der Musik kann hier durch die Konzentration auf grundlegende Elemente erfahrbar werden.

 

In der Komposition werden die Klangbausteine in Beziehung zueinander gesetzt. Die Anzahl der Bausteine bleibt hierbei überschaubar, sodass ein transparentes Klanggebilde entsteht, das als Ganzes erlebt werden kann. Stille schließt sich an, in der das Klanggebilde innerlich nachklingt. Aus der Stille entsteht ein zweites Gebilde. Dem schließt sich wieder Stille an. Usw.

 

So entwickelt sich ein Zyklus, der der Wahrnehmung von Bildern in einer Galerie ähnelt: Bilder, die für sich stehen. Und Zwischenräume. Gerade in diesen Zwischenräumen entwickelt das Gehörte seine Wirkung.

Auf der Basis dieses Grundmodells entstehen nun komplexere Formen der KlangGestalten.

 

Beim Start des Projekts nehmen 7 völlig unterschiedliche Musik-Ensembles aus der Region das Konzept KlangGestalten als Stück in ihr jeweiliges Konzertprogramm mit auf.

 

Auf diese Weise kann die Idee der Konkreten Kunst Eingang finden in den Programmen verschiedenartigster Musikgruppen. Und Musiker sowie Hörer werden mit dem künstlerischen Ansatz des Konstruktivismus in Berührung gebracht.

 

NOZ 21.11.2017

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